Meg Crofoot erhält ERC Forschungspreis für die Erforschung kollektiven Schlafs
Die prestigeträchtige Auszeichnung des Europäischen Forschungsrats unterstützt einen revolutionären Ansatz zur Erforschung des Schlafs bei wilden, in Gruppen lebenden Tieren
Meg Crofoot, Direktorin der Abteilung für Ökologie der Tiergesellschaften am Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie und Alexander-von-Humboldt-Professorin an der Universität Konstanz, hat einen ERC Consolidator Grant in Höhe von 2.900.000 Euro für ein Projekt erhalten, das die Art und Weise, wie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler den Schlaf von Wildtieren erforschen und darüber denken, verändern wird. Crofoot ist einer von 313 Preisträger*innen des ERC Consolidator Grants im Jahr 2021, mit denen herausragende Forschende unterstützt werden exzellente Forschende bei der Verfolgung bahnbrechender und ehrgeiziger wissenschaftlicher Projekte. Consolidator Grants werden bis zu einem Höchstbetrag von 2.000.000 € für einen Zeitraum von 5 Jahren gewährt, wobei zusätzlich 1.000.000 € für "Start-up"-Kosten wie Ausrüstung oder Feldarbeit bereitgestellt werden.
CO-SLEEP – die sozialen Aspekte des Schlafs
Wie lösen in Gruppen lebende Tiere ihre Interessenskonflikte, um gemeinsame Ziele zu erreichen? Wie treffen Gruppen Entscheidungen und gibt es universelle Regeln, nach denen sich Tiergesellschaften organisieren? Mit diesen und ähnlichen Fragen beschäftigt sich Meg Crofoot in Ihrer Forschung. Mit ihrem durch den ERC geförderten Projekt „CO-SLEEP“, möchte sie unsere Vorstellung von Schlaf verändern – sowie die Art und Weise, wie wir ihn erforschen. „Tiere, die in Gruppen leben, schlafen nicht isoliert. Weil aber die meiste Schlafforschung in Laborumgebung stattfindet, wissen wir so gut wie nichts über die sozialen Aspekte des Schlafs“, schildert Crofoot.
Ihr Projekt CO-SLEEP verfolgt daher das Ziel, die Erforschung von Schlafverhalten in den Kontext des Gruppenverhaltens zu rücken. „Mein Ziel ist zu verstehen, wie soziale Rahmenbedingungen die Schlafmuster in der Gruppe formen – und von ihnen geformt werden. Um dies herauszufinden, müssen wir die Schlafforschung aus dem Labor herausholen und ins freie Feld versetzen“, erklärt sie.
Feldforschung mithilfe modernster Technologie
Zu diesem Zweck kombinieren Crofoot und ihr Team klassische Methoden der Feldforschung mit modernsten Technologien, um freilebende Paviane in Kenia zu untersuchen. Dazu gehören Halsbänder mit miniaturisierten GPS-Sendern und Beschleunigungssensoren, welche die Bewegungsdaten einzelner Tiere aufzeichnen. Ebenso kommen Wärmebildkameras für die nächtliche Verhaltensbeobachtung zum Einsatz. Auf diese Weise sollen die Bewegungsmuster und das Schlafverhalten von bis zu 30 Pavian-Gruppen gleichzeitig erfasst werden. Das entspricht in etwa 900 Tiere – eine bisher beispiellose Größenordnung für eine derartige Feldstudie.
Mithilfe hochentwickelter Computermodelle werden die Forschenden die gesammelten Daten analysieren. Auf diese Weise ergründen sie, wie das komplexe soziale Gefüge das individuelle und kollektive Schlafverhalten beeinflusst – und wie sich dieses wiederum auf die sozialen Dynamiken auswirkt. „Das Projekt hat das Potenzial, eine völlig neue Perspektive auf die sozialen und ökologischen Abwägungen zu geben, die in Sozialverbänden lebende Arten – wie auch der Mensch – treffen müssen, um ihr grundlegendes Schlafbedürfnis zu befriedigen“, sagt sie.