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Kluge Tiere Krähen wissen, was ihr Werkzeug wert ist

Trickreich: Neukaledonienkrähen fischen mit speziellen Werkzeugen Larven aus Baumrinde
Trickreich: Neukaledonienkrähen fischen mit speziellen Werkzeugen Larven aus Baumrinde
© mauritius images / Auscape International Pty Ltd / Alamy
Rabenvögel arbeiten bei der Nahrungssuche nicht nur mit Werkzeugen – sie gehen auch sorgsam damit um, wenn sie es gerade nicht brauchen

Krähen sind schlaue Vögel. So benutzen sie völlig selbstverständlich Werkzeuge, um an Nahrung zu gelangen – zumindest die nahen Verwandten unserer Krähen aus Neukaledonien: Sie brechen kleine Zweige einer bestimmten Pflanzenart so ab, dass am Ende ein kleiner Haken stehen bleibt. Und angeln sich damit Larven aus der Rinde von Bäumen.

Wer so viel Zeit und Know-how auf die Herstellung von Werkzeugen verwendet, so sollte man meinen, geht damit besonders sorgsam um. Genau das ist tatsächlich der Fall, wie jetzt ein Forscherteam der schottischen Universität St. Andrews und des Max-Planck-Instituts für Verhaltensbiologie in Konstanz herausgefunden hat.

Werkzeuge mit Haken sind beliebter – und wertvoller

Wie sie im Fachmagazin eLife schreiben, können die Krähen nur eines zur Zeit: Das Werkzeug im Schnabel halten – oder die herausgefischte Larve fressen. Damit das kostbare Tool nicht verloren geht oder von Artgenossen gestohlen wird, halten die Tiere es beim Fressen mit den Füßen fest. Oder sie deponieren es in einem Astloch oder in Rissen in der Rinde.

In zwei Versuchsdurchgängen hatten die Wissenschaftler*innen um die Verhaltensforscherin Barbara Klump den Tieren zunächst eine große Auswahl von Werkzeugen, darunter aber nur wenige mit Haken präsentiert. Die Präferenz war eindeutig: Zielsicher wählten die meisten Tiere das mit Haken bewehrte Werkzeug. Offenbar wissen die Krähen, dass das "Spezialwerkzeug" wertvoller ist, weil es schneller zum Ziel führt. In einem zweiten Versuch zeigte sich, dass die Hakenwerkzeuge eher versteckt oder festgehalten wurden als andere, die aus einfachen Stängeln gemacht waren.    

Wer ein neues Handy hat, passt auf, dass es nicht herunterfällt

"Hakenwerkzeuge sind nicht nur aufwendiger zu beschaffen, sondern auch viel effizienter", erklärt Teamleiter Christian Rutz. "Je nach Aufgabe können Krähen mit diesen Werkzeugen ihre Beute bis zu zehnmal schneller erbeuten als mit herkömmlichen Werkzeugen ohne Haken." Die Tiere, so ergänzt Mitautor James St. Clair, müssen also "eine Vorstellung vom relativen Wert verschiedener Werkzeugtypen haben", so Mitautor James St. Clair.

So wie Menschen auch. "Viele von uns sorgen sich um ein brandneues Telefon und achten darauf, dass es nicht zerkratzt wird, herunterfällt oder verloren geht", sagt die Erstautorin Barbara Klump, die heute am Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie in Konstanz arbeitet. "Mit einem alten Telefon mit einem zerbrochenen Bildschirm gehen wir dagegen recht sorglos um."

Aussagen über den unterschiedlichen Wert von Werkzeugen für nicht-menschliche Tieren sind schwierig. Den Autor*innen zufolge könnten ihre Methodik auch Rückschlüsse auf die Wertschätzung von Werkzeugen bei anderen Tierarten zulassen.

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