Flügelmarkierungen beeinträchtigen den Flug von afrikanischen Kapgeiern stark

Studie plädiert für die Verwendung von Beinberingung anstelle von Flügelmarken zur Markierung von Tieren

10. März 2021

Naturschützer, die zur Identifizierung von Kapgeiern - einer vom Aussterben bedrohten afrikanischen Geierart - Flügelmarken anbringen, setzen das Leben der Vögel weiter aufs Spiel, wie eine neue Studie zur Bewegungsökologie zeigt. Forscher:innen des Max-Planck-Instituts für Verhaltensbiologie in Deutschland und des VulPro NPC in Südafrika haben gezeigt, dass Kapgeier, die mit Markierungen an den Flügeln ausgestattet waren, kürzere Strecken zurücklegten und langsamer flogen als solche, die mit Ringen um die Beine ausgestattet waren. Die Studie unterstreicht, wie wichtig es ist, die Auswirkungen von Markierungsmethoden auf das Verhalten und die Erhaltung von Arten zu untersuchen, und regt an, bei zukünftigen Untersuchungen von Kapgeiern auf die weniger invasive Methode der Beinberingung zurückzugreifen.

Seit über einem Jahrzehnt markieren viele Naturschützer:innen und NGOs Geier, indem sie eine Markierung auf dem Flügelbereich, dem sogenannten Patagium, anbringen. Patagium-Markierungen haben den Vorteil, dass sie groß und auffällig genug sind, um Individuen aus der Ferne identifizieren zu können. Beinringe sind kleiner, werden um den Fußwurzelbereich des Geierbeins angebracht und sind daher schwerer zu erkennen und die eindeutige Nummer zu erfassen.

"Nachdem wir viele gestrandete und verletzte Geier aufgrund von falsch platzierten Flügelbändern erhalten hatten, sahen wir die dringende Notwendigkeit, genau herauszufinden, was diese Bänder mit dem Flug der Vögel anstellen und ob diese Technik die Arten tatsächlich eher behindert als sie zu schützen", sagt die Hauptautorin Kerri Wolter, Geschäftsführerin von VulPro NPC, einer Geierschutzorganisation in Südafrika.

Die Studie wurde durch die jüngsten Forschungen der VulPro NPC motiviert, die aufzeigten, wie eine falsche Patagialmarkierung Verletzungen verursachen und zur Flugverweigerung von Geiern führen kann. Um herauszufinden, wie Patagial-Tags den Flug der Vögel beeinflussen, verfolgten Forscher:innen des Max-Planck-Instituts mit GPS-Geräten 27 Kapgeier (Gyps coprotheres), die entweder mit Patagial-Tags oder mit Beinringen markiert waren.

Die GPS-Geräte, die auf dem Rücken der Vögel befestigt waren, zeichneten die Positionen der Vögel 24 Stunden lang im Minutentakt auf. Diese Aufzeichnungen ermöglichten es den Forscher:innen, die Flugleistung der Vögel zu untersuchen, einschließlich des Auftretens von Flügen, des Anteils der Flugzeit an einem Tag, der täglich zurückgelegten Entfernung und der Geschwindigkeit am Boden.

Individuen, die mit Patagial-Tags ausgestattet waren, deckten im Vergleich zur beringten Gruppe ein viel kleineres Gebiet ab. Sie flogen seltener und wenn, dann mit geringerer Geschwindigkeit als die Individuen mit Beinringen.

"Obwohl wir die Auswirkungen der Patagial-Tags auf die Körperkondition oder das Überleben nicht gemessen haben, deuten unsere Ergebnisse stark darauf hin, dass die Patagial-Tags schwerwiegende negative Auswirkungen auf die Flugleistung der Geier haben", sagt Erstautorin Teja Curk, Doktorandin am Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie.

Geier sind Aasfresser. Indem sie sich von toten Tieren ernähren, spielen sie eine wichtige Rolle im Ökosystem, denn sie erbringen Leistungen wie die Verhinderung der Ausbreitung von Infektionskrankheiten, das Recycling von organischem Material in Nährstoffe und die Stabilisierung von Nahrungsnetzen.

"Daher kann eine eingeschränkte Flugfähigkeit und eine Verringerung der von diesen Vögeln abgedeckten Fläche, die durch eine unsachgemäße Anbringung von Markierungen verursacht wird, weitreichende Folgen auf der Ebene des Ökosystems haben", sagt Mitautor Kamran Safi, ein Gruppenleiter am Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie.

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